holo:deck, ein Artist in Residence-Programm

Konzept für ein Stipendienprogramm im Högerbau

Die Arthur Boskamp-Stiftung fördert in Hohenlockstedt abseits urbaner Kunstzentren eine vielfältige künstlerische und kuratorische Produktion und deren Veröffentlichungen. Seit 2007 kommen Künstler*innen, Kurator*innen, Wissenschaftler*innen, Programmteilnehmer*innen und Besucher*innen aus dem Ort, der Region, dem In- und Ausland als Gäste ins M.1, das zentral in Hohenlockstedt gelegene Haus der Stiftung. Sie nutzen den Ort, um sich zu versammeln, Erlebnisse zu teilen, Erfahrungen und Wissen auszutauschen sowie gemeinsam Ereignisse und vielfältige Räume entstehen zu lassen. Dabei entstehen Zusammenkünfte mit magischen Momenten!

Um dieses Zusammenkommen, Arbeiten und die damit einhergehenden produktiven Prozesse nachhaltig zu verstetigen, plant die Stiftung ein Residenzprogramm in Hohenlockstedt.

Mit dem Erwerb des denkmalgeschützten ehemaligen Soldatenheims in der Ortsmitte im Jahr 2018 hat die Idee konkrete Gestalt angenommen.

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holo:deck ermöglicht Akteur*innen aus dem Kunstfeld eine fokussierte Zusammenarbeit über zwei bis drei Monate. Bis zu drei Personen können vor Ort in Hohenlockstedt gleichzeitig arbeiten und wohnen.

holo:deck fördert, dass Akteur*innen aus vielfältigen Zusammenhängen und Orten gemeinsam Zeit verbringen, sich über deren jeweilige kunstbezogenen Praxen annähern, Wissen teilen, etwas erarbeiten und es in einer kollaborativen oder kollektiven Arbeit zusammenführen können. Das Programm bringt die Stipendiat*innen nicht nur aus ihren alltäglichen Umfeldern heraus, sondern mit anderen selbst gewählten Akteur*innen an einem dafür bestimmten und entsprechend ausgestatteten Ort zusammen.

Die Förderung einer noch nicht bestehenden Zusammenarbeit ist außergewöhnlich. Im Angebot der Künstler*innenresidenzen sind Gruppenstipendien, die eine vorherige Zusammenarbeit nicht voraussetzen, die Ausnahme. Sich räumlich, inhaltlich und methodisch erst noch annähernde, gerade einmal berührende Arbeitsverbindungen gewinnen allerdings gerade im Kontext einer künstlerischen und interdisziplinären Forschung an Bedeutung. holo:deck bietet in der Verbindung einer lokalen Verankerung mit einer digitalen Vernetzung ein zeitgemäßes, sehr spezifisches Programm zur Anknüpfung an die mannigfaltigen Debatten zur künstlerischen Wissensproduktion. Das Programm fängt in Hohenlockstedt an. In einem zweiten Schritt ist es denkbar, weitere Orte einzubeziehen und ein translokales Netzwerk herzustellen.

Die Frequenz vibrierender Signale aus Hohenlockstedt ins Kunstfeld und vice versa würde weiter steigen.

Bewerbungsverfahren. Ziel ist, jährlich drei Arbeitsgemeinschaften zu fördern, von denen gleichzeitig bis zu drei Kunstakteur*innen für die Dauer des Stipendiums in Hohenlockstedt arbeiten und wohnen. Das Bewerbungsverfahren findet jeweils ein Jahr im Voraus statt. Eine von der Arthur Boskamp-Stiftung bestellte Fachjury wählt die Stipendiat*innen aus den Bewerbungen aus.

Höhe der Stipendien. Die Arthur Boskamp-Stiftung strebt die Vergabe von Stipendien an, die nicht nur als Ausgleichszahlung, sondern als angemessenes Arbeitsentgelt für die Zeit der Residency gedacht sind. Geplant ist, die in Hohenlockstedt arbeitenden Stipendiat*innen entsprechend ihrer Arbeitserfahrung zu honorieren - 1.500 € (Karrierebeginn), 2.500 € (Karrieremitte) oder 3.500€ (erfahren) pro Resident monatlich. Das Programm orientiert sich damit an angemessen ausgestatteten Residenzstipendien im Inland und im europäischen Ausland.

Die Wohnräume. Als Wohnräume für die Residenzstipendiat*innen werden im ehemaligen Soldatenheim in Hohenlockstedt, dem Högerbau, drei Appartements von 21, 23 und 28 qm Größe im ersten Stock gebaut, die mit Kochnischen ausgestattet und vollständig eingerichtet sind. Für Familien können diese kleinen Wohnungen zu größeren Einheiten zusammengeschlossen werden. Bei Bedarf können zusätzlich drei Gästezimmer im 2. OG und eine weitere Gästewohnung im Erdgeschoss mitgenutzt werden. Im Erdgeschoß wird ein großer Aufenthaltsraum mit einer Gemeinschaftsküche bereit stehen. In den Sommermonaten bietet der Garten zusätzlichen Raum zum Arbeiten, Versammeln und Tischtennisspielen. Den Stipendiat*innen werden Fahrräder und in Absprache auch das Auto der Stiftung nutzen können.

Die Arbeitsräume. Den Stipendiat*innen steht ein 16 qm großer Büroraum im 1. Stock sowie drei Werkstatträume im Souterrain (37, 30 und 16 qm) zur Verfügung.

Betreuung. Stipendiat*innen, die allein oder in Partnerschaften für die Betreuung von Kindern oder anderen Personen verantwortlich sind, können im Rahmen von holo:deck diese und ihre/n Partner*in mitbringen. Die Bedürfnisse der Pflegearbeit wird weiterhin durch Flexibilität bei der Wahl des Aufenthaltszeitraums berücksichtigt. Die Stiftung unterstützt die Stipendiat*innen auch bei der Suche nach einer Betreuung vor Ort.

An- und Abreise. Die Stiftung möchte Slow Travel-An- und Abreisen mit Bus und Bahn ausdrücklich unterstützen; auch dann, wenn diese Reiseform teurer ist.

Nachhaltigkeit. Die Logik des Einzelprojekts hat sich vielfach als hinderlich für eine nachhaltige Entwicklung und Förderung gezeigt. Deshalb soll im Verlauf des Programms Stipendiat*innen der Vorjahre die Möglichkeit gegeben werden, sich zu einem späteren Zeitpunkt für einen weiteren Aufenthalt zu bewerben, um die begonnene Arbeit fortzusetzen.

Infrastruktur. Der im Kreis Steinburg und in der Region zwischen Itzehoe und Kellinghusen gelegene Ort Hohenlockstedt liegt am Rande des Naturparks Aukrug und hat eine funktionierende Infrastruktur mit Gewerbetreibenden, Handwerksbetrieben, Kindergärten, Schulen, Ärzten, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten sowie einen Badesee, die Lohmühle.