Förderpreisausstellung
FANTASTIC FUTURES
Filme zu Fürsorge und Kollektivität von Malu Blume und Maternal Fantasies
Aufgrund der Maßnahmen zu Covid-19 konnte am 2. Mai die Förderpreis-Ausstellung FANTASTIC FUTURES im M.1 nicht eröffnen. Um auch in Zeiten von “Social Distancing” Zugang zu Kunst zu ermöglichen, werden die Trailer der beiden künstlerischen Arbeiten auf unserer Website als auch täglich von 9 - 19 Uhr in den Schaufenstern der Arthur Boskamp-Stiftung gezeigt. Die Werke der Förderpreisträgerinnen werden in voller Länge am 24. und 25. Oktober 2020 an einem Filmabend im M.1 gezeigt.
Zukunftsvisionen ermöglichen es uns, gedanklich einem Alltag zu entfliehen, der uns einengt, in dem wir uns missverstanden fühlen - und sie bieten gleichzeitig unserem Veränderungsdrang eine Projektionsfläche; eine Plattform. In der diesjährigen Förderpreis-Ausstellung Fantastic Futures im M.1 setzen sich die Preisträgerinnen Malu Blume und Maternal Fantasies künstlerisch gegen eine starre Realität zur Wehr, in der tradierte Geschlechterrollen und limitierte Ideen von Gemeinschaft und Fürsorge festgeschrieben scheinen. Die Preisträgerinnen vereinen Film, Installation und performative Elemente um den thematischen Schwerpunkt der Ausschreibung Care.
Die in Hildesheim geborene Performance- und Videokünstlerin Malu Blume entführt die Betrachter*innen in ihrem Film zurück in die Zukunft: The Book of S of I. Chapter One: Creatures born from Hopelessness erscheint wie ein Fiebertraum eines künstlerischen Konzeptes, wie eine spontane Vision von dem, was wir hätten werden können. Als queer-feministisches Märchen erzählt, feiert The Book of S of I die utopische Kraft der Selbstliebe an den sozialen Rändern, Zugehörigkeit und Freundschaft als Überlebensstrategie und Fürsorge als radikales Mittel anti-kapitalistischen Widerstands und Lebens.
Die interdisziplinäre Künstlerinnengruppe Maternal Fantasies beschäftigt sich mit dem sowohl gesellschaftlich als auch kunsttheoretisch wenig beachteten Beziehungsgeflecht von Kunst, Kind und Mutterschaft. Familiengeschichten, Erinnerungen, Wünsche, aber auch Horrorszenarien um das Mutter-Sein finden sich in der Arbeit von Maternal Fantasies wieder. Mit Performances, Installationen und filmischen Arbeiten rütteln sie an verstaubten Mutterbildern und entwickeln eine eigensinnige Ästhetik, die mögliche zukünftige Visionen um Mutterschaft skizziert. So lädt auch ihr im Rahmen des Förderpreises entwickelte Film Suspended Time, on Caring die Betrachter*innen dazu ein, eigene Rollenbilder zu hinterfragen.
Die beiden filmischen Arbeiten der Förderpreisträgerinnen der Arthur Boskamp-Stiftung 2019/20 wurden eigens für Fantastic Futures entwickelt und in Hohenlockstedt und Umgebung gefilmt. Die Landschaften und Orte zwischen Nord- und Ostsee werden zu einer Art Bühne, auf der sich fantastische Zukunftsvisionen abspielen und auf der sich die Spannungsfelder zwischen Euphorie und Wahn in Bezug auf Fürsorge, Gender und Gemeinschaft entfalten. So fragil diese Konzepte auch scheinen mögen, vielleicht sind sie es, die eine andere Zukunft Realität werden lassen können.
Kuratiert von Sascia Bailer, Künstlerische Leitung 2019/20 des M.1.
Die Ausstellung ist Teil von “Infrastrukturen des Zwischenmenschlichen”, eine Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin und Soft Agency. Die Veranstaltung wird von der Förderstiftung Kreis Steinburg sowie von der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein gefördert.
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Über den Förderpreis 2019/20
Die Künstlerinnengruppe Maternal Fantasies sowie die Künstlerin Malu Blume sind Preisträgerinnen der Förderpreise 2019/20 der Arthur Boskamp-Stiftung. Gesucht waren künstlerische Positionen und Projekte, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von Sorgearbeit auseinandersetzen (zur Ausschreibung). Die Jury (Jeanne van Heeswijk, Sascia Bailer and Dr. Ulrike Boskamp) wählte zwei künstlerische Positionen aus, die sich kritisch mit Care-Arbeit, Gemeinschaft und Gender auseinandersetzen.
Maternal Fantasies ist eine interdisziplinäre Gruppe von Künstlerinnen aus Berlin. Durch den Einbezug ihrer Kinder in die künstlerische Arbeit als Kollektiv, zeigen sie in ihrem Prozess eine Alternative auf zu der sozialen Isolation in Kleinfamilien und dem Ausschluss aus Diskursen der Kunst, mit denen viele Künstlerinnen konfrontiert sind, sobald sie Mütter werden. Ihre Kunstpraxis setzt auf integrative, gemeinschaftsorientierte Experimente und reicht somit vom Verfassen autobiografischer Antworten auf klassische feministische Texte bis hin zur Entwicklung von Performances mit Kinderspielen. Durch die Verbindung von Theorie und Praxis verwandeln sie die Forschung über Mutterschaft(en), Sorgearbeit und Repräsentation in den Künsten in einen Rahmen für immersive Formen der Kritik.
Maternal Fantasies sind Aino El Solh, Hanne Klaas, Isabell Spengler, Lena Chen, Magdalena Kallenberger, Maicyra Leao, Mikala Hyldig Dal, Olga Sonja Thorarensen, Sandra Moskova. Die Gruppe bezieht ihre elf Kinder in ihre Projekte mit ein -- diese sind Astro, Kayan, Morten, Nassib, Rasmus, Rosmarin, Sascha, Samuel, Selma, Vilém und Wim.
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Malu Blume lebt und arbeitet zwischen Wien und Berlin. Ihre* Praxis durchquert die Bereiche Kunst, Performance, Bildung und Aktivismus. Sie* hat 2016 den Master in Critical Studies, einem künstlerisch-wissenschaftlichen Studienprogramm an der Akademie der Bildenden Künste Wien, abgeschlossen, davor einen Bachelor in Kunstpädagogik und Bildungswissenschaften an der Universität Osnabrück. Sie* arbeitet meist in Kollektiven (ff. Feministisches Fundbüro 2015, Heulsuse 2017, Feige. Verein für queer-feministische Bildung und Bildproduktion 2018 - wirsindfeige.org), die sie* mit Freund*innen gegründet hat, an Projekten zu Queer-Feminismus, Archivpolitiken, Freund*innenschaft, kollektiver Wissensproduktion und Fürsorge.
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