Teenage Busstop & Another Earth
Förderpreisausstellung
Künstler/innen:
Anna Herms und Fabian ReimannDie Arthur Boskamp-Stiftung freut sich sehr, vom 18.11. bis 16.12. die im Rahmen ihres Förderpreises 2012 zum Thema ‚Buch/schreiben‘ entstandenen Bücher ‚Kindheit ist eine Erfindhung / Lapsuus on Guvitelma‘ von Anna Herms und ‚Another Earth Catalog‘ von Fabian Reimann, sowie die beiden damit verbunden Ausstellungen ‚Teenage Busstop‘ und ‚Another Earth‘ im M.1 präsentieren zu können.
Als Anfang des Jahres die diesjährigen Förderpreise der Arthur Boskamp-Stiftung vergeben wurden, war die Jury der Ansicht, die Preise an zwei KünstlerInnen mit ebenso prägnanten wie unterschiedlichen Haltungen bzw. Projekten vergeben zu haben. Im Laufe der Vorbereitung der beiden Bücher und Ausstellungen wurden allerdings überraschend viele Berührungspunkte und Analogien sichtbar. Beide PreisträgerInnen hatten sich Themen gesucht, die – vorsichtig formuliert – den Rahmen einer Förderpreispublikation sprengen können – beide beschäftigen sich auf eigenwillige Weise mit verschiedenen Werkzeugen der Weltaneignung.
So nimmt Fabian Reimann in seiner Publikation ‚Another Earth Catalog‘ den erstmals 1968 als umfassendes Verzeichnis für Werkzeuge zur Welt- und Selbstverbesserung angetretenen ‚Whole Earth Catalog‘ als Ausgangspunkt für eine letzte Ausgabe seines seit über 10 Jahren betriebenen, bildessayistischen Egozines ‚freeman’s journal‘, während Anna Herms in ‚Kindheit ist eine Erfindhung / Lapsuus on Guvitelma‘ mithilfe einer buchfüllenden Textcollage aus angeeigneten und eigenen Texten (Schrift-)Sprache als Werkzeug der Welterschließung und als springenden Punkt der Kindheit zu fassen sucht.
Fabian Reimann stellt in einer das ganze Buch durchziehenden und nur durch einen sehr persönlichen Text unterbrochenen Bilderfolge Abbilder der Utopien der späten 60er-Jahre zusammen – nicht nur die des ‚Whole Earth Catalog‘, sondern auch anderer utopisch-visionärer Projekte. Dabei bewegt er sich lose an den fünf Kategorien des ‚Catalog‘ (Understanding Whole Systems, Shelter and Land Use, Industry and Craft, Communications, Community, Nomadics und Learning) entlang und verknüpft die Visionen aus dessen Anfangstagen im Hinblick auf ihr Scheitern oder ihre Verwirklichung mit Bildern späterer oder aus ihnen hervorgegangener Entwicklungen.
Demgegenüber verbindet Anna Herms Textstellen bekannter und weniger bekannter Fachleute auf dem Gebiet der Kindheit (Erziehungswissenschaftler_, Philosoph_, Literat_ und Popmusiker_innen) mit ihren eigenen Texten und Textbildern zu einer Erzählung, die inhaltlich immer wieder zwischen dem Glück der Schrift- und Sprachaneignung, den kurzen Momenten, in denen es möglich ist (oder scheint), die Welt durch Sprache zu bewegen und ihrer Kehrseite, die einem die Welt zu einer grauen Begriffsmasse entfremdet, hin- und herpendelt. Unterbrochen wird der Text durch einige wenige Abbildungen – unter anderem der Fotografie einer Gruppe heute längst erwachsener Hohenlockstedter Kinder.
Die begleitende Ausstellung ‚Another Earth‘ (Fabian Reimann) erweitert das Werkzeughafte und Modellhafte des ‚Whole Earth Catalog‘ ins skulptural-räumliche. ‚Teenage Busstop‘ (Anna Herms) schreibt die Kindheit in die oft zwiespältige Phase der Jugend fort; eine Zeit, in der einerseits zwar plötzlich vieles unklar und unsicher ist, einem andererseits aber die ganze Welt offen zu stehen scheint – mit aller damit verbundenen Euphorie und großen Visionen für die Zukunft. Was uns noch einmal zurück zum ‚Catalog‘ und den Überschneidungspunkten beider Arbeiten bringt.
Die diesjährigen Förderpreis-Publikationen der Arthur Boskamp-Stiftung erscheinen mit großzügiger Unterstützung der Firma G. Pohl Boskamp GmbH & Co. KG., Fabian Reimanns Ausstellung wird freundlicherweise von Wilhelm Schmid Stielfabrik & Sägewerk Ofterdingen GmbH unterstützt.
Im Januar 2013 werden beide Ausstellungen weiter nach Lapua/Finnland reisen, wo sie vom 30.1. – 2.6.2013 im Lapuan Taidemuseo zu sehen sind, das die diesjährigen Förderpreispublikationen und -ausstellungen gemeinsam mit der Arthur Boskamp-Stiftung produziert hat.