27 July 2013
19–22 h
Teodoras Četrauskas liest u.a. aus seinem Erzählband „Irgendwas. Irgendwie. Irgendwo. Ironische Stadtgeschichten."
„Früher, als ich noch keine humorigen Geschichten verfasste, unterschied ich mich kaum von anderen Leuten. So bestieg ich höchst ungern einen überfüllten Bus. Das Geschiebe und Gedränge dort, das Geschimpfe und die diversen Gerüche machten mich wütend. Jetzt suche ich das alles absichtlich auf“, beginnt eine von Teodoras Četrauskas »Ironischen Stadtgeschichten«. Er beobachtet seine Mitmenschen, Kollegen und dankenswerter Weise auch sich selbst und zeichnet dabei ganz nebenbei ein Bild der litauischen Gesellschaft zur Sowjetzeit. Četrauskas erzählt von den alltäglichen Widrigkeiten in einer Mangelgesellschaft, von der bürokratischen Vergabe von Wohnraum, die gewaltige Rolle, die der Alkohol im Lande Lenins spielte, und von den Abenteuern und Strapazen einer Westreise.
Četrauskas begleitet in seinen Geschichten den „sanften Untergang“ der kommunistischen Gesellschaft mit einem leisen Humor. Aber so wie irgendwas, irgendwie und irgendwo „Wortchampions“ sind und unbegrenzte Bedeutungen annehmen können, dreht es sich in den Stadtgeschichten bei weitem nicht nur um Sowjetspezifisches.
Nachdem die Geschichte Estlands, Lettlands und Litauens im 20. Jahrhunderts von sich verschiebenden Grenzen und Machtverhältnissen sowie ethnischen Konflikten geprägt war, zählen die baltischen Staaten seit knapp zehn Jahren zur Europäischen Union. Ihre Unabhängigkeit und Modernität mussten sie sich hart erkämpfen, ihre nationalen Identitäten neu und in Abgrenzung zur Sowjetzeit definieren. Dies schlägt sich bis heute in der Literatur dieser Länder nieder.
Teodoras Četrauskas, litauischer Schriftsteller und Übersetzer, wurde 1944 in Ukmergė geboren. Von 1970 bis 1986 war er als Lektor des Verlags Vaga verantwortlich für deutschsprachige Literatur. Er übersetzte zahlreiche deutschsprachige Bücher bedeutender Autoren ins Litauische, darunter Grass, Lenz, Thomas Bernhard, Kafka, Canetti und andere.
Die deutschen Texte liest Werner Klockow (Theater Kiel)
Im Anschluss an die Lesung wird im Garten gegrillt.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung im Rahmen des Literatursommers Schleswig-Holstein, der sich mit den Literaturen Estlands, Lettlands und Litauens beschäftigt, die in Deutschland bisher weitgehend unbekannt sind.