Residenzstipendium Parents in Arts der Behörde für Kultur und Medien Hamburg

Das M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung begrüßt in den Sommermonaten sechs Kulturschaffende zu einem familienfreundlichen Gastaufenthalt in Hohenlockstedt
Das deutschlandweit beispielgebende Programm Parents in Arts der Behörde für Kultur und Medien Hamburg ist in diesem Jahr zu Gast im M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung in Hohenlockstedt, Schleswig-Holstein. Bewerben konnten sich Kunst- und Literaturschaffende aus Hamburg, die in Elternverantwortung stehen. Aus zahlreichen spannenden Bewerbungen hat sich die Fachjury für sechs Kandidat:innen entschieden. Im Bereich Bildende Kunst wurden ausgewählt: Pia Schmikl, Lene Markusen und David Fletcher. Im Bereich Literatur gehen die Stipendien an Marta Marx, Clara Umbach und Julia Hosse.
Die Stipendiat:innen verbringen ihre jeweils zweiwöchigen Stipendienaufenthalte zwischen Juli und September 2025 im M.1. Sie reisen wahlweise mit oder ohne Kinder an. Für Aufenthalte mit Kindern wird eine Betreuung zur Verfügung gestellt.
Das Parents in Arts-Stipendium zeichnet sich dadurch aus, dass es in enger Abstimmung mit Künstler:innen und Autor:innen in Elternschaft entwickelt wurde, so dass ihre Bedürfnisse gezielt in die Gestaltung des Stipendiums einbezogen werden konnten. Durch vergleichsweise kurze Residenzaufenthalte sowie die Möglichkeit einer Kinderbetreuung vor Ort können sich die geförderten Eltern optimal auf ihre künstlerischen Arbeiten konzentrieren und gleichzeitig flexibel bleiben. Die aus den Bewerbungen ersichtliche Dringlichkeit zeigt den großen Bedarf an inklusiven Fördermöglichkeiten, die künstlerische Teilhabe für Personen mit unterschiedlichen Bedürfnissen ermöglichen.
Die Künstler:innen wohnen während des Stipendiums im M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung in Hohenlockstedt, einer ehemaligen Kaserne aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die 2007 eröffnete gemeinnützige Arthur Boskamp-Stiftung hat die Förderung von bildender Kunst und Kultur zur Aufgabe. Zentral für ihren Ansatz ist die Kombination aus internationaler Ausrichtung, lokaler Kulturarbeit und bewusster Verortung im ländlichen Raum. Die Ausstellungs- und Veranstaltungsräume des M.1 werden von wechselnden künstlerischen Leitungen bespielt. Im Haus stehen zwei voll ausgestattete Gästewohnungen zur Verfügung. Darüber hinaus können eine Gemeinschaftsküche, eine Bibliothek sowie ein gemeinschaftlicher Atelierraum genutzt werden. Das Haus verfügt weiterhin über einen separaten Kinder- und Spieleraum sowie über einen großzügigen Garten.
Die Jury bestand aus Ruth May (Bildende Künstlerin), Christoph Platz-Gallus (Direktor des Kunstvereins Hannover), Katharina Pethke (Filmemacherin und ehemalige Parents in Arts-Stipendiatin), Silke Stamm (Autorin), Sascha Preiß (Autor und ehemaliger Parents in Arts-Stipendiat) und Nicole Seifert (Autorin und Übersetzerin).
Die Stipendiat:innen 2025:
Der multidisziplinär arbeitende Bildende Künstler David Fletcher, geboren 1981, studierte Freie Kunst am Royal College of Art in London, der Winchester School of Art und der Foundation Art and Design des Salford Colleges. Seine Arbeit, die sich häufig an der Schnittstelle von Malerei, Zeichnung und Collage bewegt, wurde in verschiedene Einzelausstellungen gezeigt, u.a. im Kunstverein Mecklenburg und Vorpommern, Schwerin. Während des Stipendiums möchte er die Entwicklung einer Künstlerpublikation vorantreiben, die auf Materialien der letzten Jahre zurückgreift und durch experimentelle Ansätze eine Vielzahl analoger Techniken kombiniert.
Die Zeichnerin Julia Hosse, geboren 1989, studierte an der HAW Hamburg und L‘ESA St. Luc in Brüssel Illustration. Sie illustrierte verschiedene Publikationen, u. a. Wind, Sand and Stars (Terre des Hommes) von Antoine de Saint-Exupéry und veröffentlichte die Graphic Novel In meiner Erinnerung war mehr Streichorchester. Während der Residenz möchte sie ein Buchprojekt weiterentwickeln, das in einer komplexen grafischen Erzählung über das Verschwinden der Flugpionierin Amelia Earhart im Jahr 1937 besteht.
Die Bildende Künstlerin Lene Markusen, geboren 1973, studierte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und von 2005-2006 am Post-Academic Institute der Jan van Eyck Akademie (NL). Für ihre Arbeit erhielt sie verschiedene Auszeichnungen, u. a. war sie Preisträgerin der Villa Romana im Jahr 2021. Im Residenzzeitraum wird sie sich im Rahmen ihres Projekts Sedimented Labor: Drawings from Lived Experience mittels Zeichnung und handgeschriebener Texte damit auseinandersetzen, inwieweit ihre bisherigen Arbeitserfahrungen körperlich sedimentiert und somatisch archiviert sind.
Die Autorin Martha Marx, geboren 1988, studierte Biografisches und Kreatives Schreiben an der Alice-Salomon Hochschule in Berlin und Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Kulturarbeit in Hamburg. In ihren Texten verbindet sie künstlerische Prozesse mit sozialen Themen, wie bspw. mentale Gesundheit und Mutterschaft. Ihr Text Das Loch, das fortan qualmt wurde im Januar 2025 im Sammelband Eltern werden (Diogenes Verlag) publiziert. Im M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung wird sie an der abschließenden Phase ihres Debütromans arbeiten.
Die Multimediakünstlerin und Autorin Pia Schmikl, geboren 1990, studierte an der HFBK Hamburg und der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes und stellte ihre Arbeit u.a. im Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der Gegenwart aus. Das Medium Text dient ihr dabei stets als künstlerisch-sozialer Raum und Spielfläche. Während der Residenz wird Pia Schmikl an einer literarisch-musikalischen Performance arbeiten, die sich mit dem Jonglieren vermeintlicher Gegensätze (Mutterschaft und Kunst) beschäftigt.
Die Autorin und Bildende Künstlerin Clara Umbach, geboren 1982, studierte Freie Kunst an der UdK Berlin, Kunstakademie Karlsruhe und HFBK Hamburg. Sie arbeitet mittels wechselnder Medien – Text, Keramik, Performance, Film – zu Fragen von Identität und queeren Lebensformen. 2024 veröffentlichte sie mit 15 weiteren Autor:innen den Kollektivroman Wir kommen (Dumont). Während des Stipendiums arbeitet sie an der Fertigstellung ihres Debütromans Pizza Orlando, der Ende 2025 erscheinen wird.