GOSSIP

Ausstellung mit Arbeiten von Ana Botezatu, Rindon Johnson, Katarzyna Perlak, Bruno Zhu

26. September – 31. Oktober 2021

Eröffnung 25. Sepetmber 2021

You’re no one until you’re talked about

Wer hat nicht schon davon gehört? Vom Hörensagen, unter uns? Gossip, zu deutsch etwa Tratsch, ist zunächst nichts anderes als das, worüber alle reden, was aber niemand verifizieren kann. Es ist das, was alle wissen wollen, was aber niemand als Wissen bezeichnet, das, was alle weitergeben, was aber niemand so gesagt hat. Gossip ist banal – und ging schon viral, bevor in den Sozialen Medien die ersten Hashtags zirkulierten. Dabei handelt es sich nicht um etwas Zeitloses, sondern um ein Konzept mit einer historischen und politischen Konnotation. Denn das englische Wort gossip bezeichnete ursprünglich eine enge Freundin. Erst mit dem Beginn der Moderne wurde seine Bedeutung verändert, um gezielt die Solidarität unter Frauen* als unseriöses Gerede zu verunglimpfen. Wie die Philosophin Silvia Federici aufzeigt, ging damit die Abwertung der Arbeitskraft von Frauen einher. Ihre Arbeit konnte im aufkommenden Kapitalismus umsonst eingesetzt werden; zu Hause, jenseits einer als Öffentlichkeit abgesteckten und von Männern* regierten Sphäre.

So alltäglich und nebensächlich Gossip also scheint, so machtvoll ist er. Im Gegensatz zur Information – der offiziellen Nachricht – tritt Gossip nicht als einzelne Botschaft, sondern als Kommunikationskette in Kraft, ist flüchtig, vernetzt und nie ganz greifbar. Damit werden auch sogenannte Gegenöffentlichkeiten möglich, die gerade von feministischen, queeren und marginalisierten Gruppen als Form der Ermächtigung genutzt werden. Wie aber kann diese unsichtbare Handlungsform in einer Ausstellung sichtbar gemacht werden?

GOSSIP nimmt die politischen und poetischen Potenziale trivialer Kontaktmomente in den Blick. Als Finale des gleichnamigen Projektzyklus versammelt die Ausstellung künstlerische Perspektiven, die jene unterschwellige Kraft von Tratsch zentral setzen und dabei ihren eigenen Status als Ausstellungsobjekte implizit befragen. Sie fokussieren Momente der Intimität, der Institutionalisierung und der Verkörperung von Annahmen, die sozial festgeschrieben scheinen – teils mit direktem Bezug, teils als indirekte Resonanz auf eine vernetzte Lebenswelt.

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Ana Botezatu verbindet in ihrer Arbeit Keramik, Zeichnung, Buchillustration, Bühnenbild, Puppentheater und ethnografische Forschung. Sie studierte Keramik an der Universität für Kunst und Design Cluj-Napoca in Rumänien und lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Ihre Arbeiten wurden unter anderem gezeigt in STATIONS, Berlin, Galleria Richter, Rom und Lateral (Fabrica de pensule), Cluj.

Rindon Johnsons Arbeiten wurden in der Chisenhale Gallery (London), der Julia Stoschek Collection, Düsseldorf und dem SculptureCenter (Long Island City) gezeigt. Er ist der Autor von Nobody Sleeps Better Than White People (Inpatient, 2016), Meet in the Corner (Publishing-House.Me, 2017), Shade the King (Capricious, 2017) und The Law of Large Numbers: Black Sonic Abyss (Chisenhale, Inpatient, SculptureCenter 2021). Er wurde in den Gebieten des Ohlone-Volkes geboren, die auf nationalstaatlicher Ebene zu den USA gerechnet werden.

Katarzyna Perlak arbeitet in den Bereichen Bewegtbild, Performance, Sound, Textilien und Installation. Ihre Filme wurden auf zahlreichen Filmfestivals in ganz Europa gezeigt. Sie hat international ausgestellt, unter anderem bei Remote Intimacies, Leslie – Lohman Museum of Arts, New York und ONE Archives, Los Angeles, (2021), Young Curators New Ideas V, Detroit Art Week, Detroit (2019); und Tighten Throat and Butterflies, Metal, Liverpool Biennial, Liverpool (2018). Perlak wurde in Polen geboren, sie lebt und arbeitet in London.

Bruno Zhu lebt und arbeitet zwischen Amsterdam und Viseu. Zu seinen jüngsten Projekten gehören Präsentationen in der Fri Art Kunsthalle in Fribourg, dem UKS in Oslo, dem HfKD in Holstebro, dem Frans Hals Museum in Haarlem, dem Antenna Space in Shanghai und der Kunsthalle Lissabon in Lissabon. Zhu ist Mitglied von A Maior, einem kuratorischen Programm, das in einem Einrichtungs- und Bekleidungsgeschäft in Viseu, Portugal, stattfindet.

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GOSSIP wurde gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein sowie durch das Programm Neustart Kultur der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Termine

2021

10. Oktober 14 Uhr Führung durch die Ausstellung GOSSIP mit Agnieszka Roguski, mit Bitte um Anmeldungen bis 9.10. an: cp@arthurboskamp-stiftung.de
25. September 15–19 Uhr GOSSIP Ausstellungseröffnung