Förderpreise 2025/26 – Kunst, Wissenschaft & Ökologie

Eda Aslan und das kollaborative Projekt Modularküche von Paula König, Liliana Escalhão und Johann König erhalten die Förderpreise 2025/26 der Arthur Boskamp-Stiftung.

Die Ausschreibung für die Förderpreise 2025/26 der Arthur Boskamp-Stiftung orientierte sich am kuratorischen Programm Kunst als ökologische Praxis des künstlerischen Leiters Ronald Kolb. Es richtete sich an künstlerische Positionen, die forschend und partizipativ an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft, Ökologie und Nachhaltigkeit arbeiten. Gesucht wurden Projekte, die neue Perspektiven auf ökologische und gesellschaftliche Fragestellungen eröffnen. Dabei wurde ausdrücklich Raum für experimentelle Forschungsansätze sowie die Entwicklung neuer, ergebnisoffener Arbeiten geschaffen.

Die Jury entschied sich für zwei Positionen, die unterschiedliche Herangehensweisen verfolgen. Beide eint eine ausgewiesene künstlerische Expertise sowie das Interesse an der Erforschung pflanzlicher Lebensformen – insbesondere ihrer komplexen Historiografien, ihrer symbolischen und identitätsstiftenden Bedeutungen sowie ihrer Verankerung in alltäglichen Verwendungspraktiken. Die ausgewählten Projekte thematisieren unter anderem kulturelle Vereinnahmungsstrategien am Beispiel von Pflanzen, translokale Kochkulturen und historische Bezüge zwischen Ernährung, Migration und kolonialer Wissensordnung.

Über die Vergabe der Auszeichnung entschied eine Fachjury, die in diesem Jahr mit Liliana Gomez (Professorin für Kunst und Gesellschaft, Universität Kassel), Alistair Hudson (Vorstand Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe), Ulrike Boskamp (Vorstand Arthur Boskamp-Stiftung) und Ronald Kolb (Künstlerische Leitung 2025/2026, Arthur Boskamp-Stiftung) besetzt war.

Preisträger:innen

Die Künstlerin Eda Aslan beschäftigt sich mit Pflanzenmigration, botanischem Exil und ökologischen Nativismus-Narrativen. Im Zentrum ihres Vorhabens steht Impatiens parviflora, eine ehemals geschätzte, später bekämpfte Pflanze, deren Geschichte bis in den Nationalsozialismus reicht.

Eda Aslan (*1993, Istanbul) ist Künstlerin und Forscherin. In ihrer künstlerischen Praxis verknüpft sie botanische Mikrogeschichten mit Fragen zu Exil, Erinnerung und politischer Landschaft. Zuletzt realisierte sie das performative Leseprojekt Second Chapter, Kayısı, Tsirani, Mish mish, Apricot, Aprikose am Kunstverein Hamburg sowie die Einzelausstellung An Island to Another Island; a Poem to Another Poem (2025, Kunstverein Harburger Bahnhof). 2024 war sie Stipendiatin der Hamburgischen Kulturstiftung bei Hinterconti.

Modularküche ist ein kollaboratives Projekt von Paula König, Liliana Escalhão und Johann König, das künstlerische und kulinarische Praktiken miteinander verbindet. Ausgangspunkt ist die Auseinandersetzung mit regionalem Nahrungsmitteln und saisonalen Rezepten aus Zentralportugal und Norddeutschland – als Träger lokaler Geschichten, Lebensweisen und klimatischer Bedingungen. Im Zentrum des vorgeschlagenen Projekts steht eine translokale Praxis: durch persönliche Begegnungen, Austausch mit lokalen Gärten und das Arbeiten mit Gemüse als Material – auch in Form von Farben, Pigmenten oder Bildern. Die Modularküche lädt ein zu kollektiven Kochereignissen, interdisziplinären Workshops und einer publikationsbasierten Präsentation.

Paula König (*1993, Kiel) ist Künstlerin und lebt zwischen Lissabon und Ostholstein. Ihre ortsbezogene Praxis verbindet Recherche, Malerei und kritische Perspektiven auf Extraktivismus. Ihre Projekte führten sie zuletzt u. a. nach Svalbard, Portugal und Kroatien.

Liliana Escalhão (*1983, Castelo Branco) ist Köchin und Konzepterin in Lissabon. Ihre pflanzenbasierte Küche verbindet Kreativität, Care und Gemeinschaft. Sie leitete u. a. das Kulturprojekt Primeiro Andar und ein vegetarisch-veganes Restaurant im Kunstzentrum Hangar. In ihren Workshops und Formaten steht eine pflanzenbasierte, ganzheitliche Küche im Mittelpunkt – getragen von Intuition, Wissen und sozialer Verantwortung.

Johann König (*1999, Eutin) studierte Kommunikationsdesign in Hamburg. Mit einem soziologischen Hintergrund gestaltet er Projekte zu sozialen und ökologischen Themen, zuletzt zur kulturellen Bedeutung von Findlingen in Norddeutschland.